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33 oder 45 – das Tempo macht die Platte

Wir erklären die Abspielgeschwindigkeiten

Musik-Formate kommen und gehen, doch die Schallplatte bleibt. Drei Jahrzehnte nachdem das „Schwarze Gold“ fast vollständig von der CD verdrängt wurde, wissen nur noch wenige, warum Plattenspieler zwei unterschiedliche Abspielgeschwindigkeiten unterstützen.

33 oder 45 – das Tempo macht die Platte
Foto: deepblue4you/iStock

Wie alles begann

Bei der Erklärung der verschiedenen Drehzahlen ist eine kleine Zeitreise in die Pionierzeit der Schallplatte hilfreich: Vor rund 100 Jahren dominierte das Grammophon als Vorläufer des modernen Plattenspielers die Szene. Die damals verwendeten Schallplatten aus Schellack wurden mit einer Geschwindigkeit von 78 Umdrehungen pro Minute abgespielt. Ihr Nachteil: Pro Seite boten sie je nach Größe maximal drei bis vier Minuten Spielzeit. Außerdem war das Naturprodukt Schellack, das aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wurde, extrem bruchempfindlich.

Die Geschichte hinter den verschiedenen Drehgeschwindigkeiten von Schallplatten.Die Geschichte hinter den verschiedenen Drehgeschwindigkeiten von Schallplatten.
Foto: Ramon Vasconcellos/Wikimedia, Creative Commons Attribution-Share Alike 2.5 Generic

Siegeszug der Vinyl-Platte

Während des zweiten Weltkriegs setzte sich dann zunehmend die Vinyl-Schallplatte durch: Im Gegensatz zu Schellack ermöglichte der Kunststoff Polyvinylchlorid, wie Vinyl korrekt heißt, deutlich schmalere Rillen und kleinere Abtastnadeln am Plattenspieler. Dadurch erhöhte sich sowohl die Tonqualität, als auch die Abspieldauer.

Krieg der Platten-Formate

Ende der 1940er-Jahre kam es dann zum ersten Format-Krieg der Musikgeschichte: 1948 präsentierte Columbia Records die 12-Zoll (30 cm)-Langspielplatte mit kleinem Mittelloch, die mit 33 1/3 Umdrehungen in der Minute abgespielt wurde.

Nur ein Jahr später folgte dann die 7-Zoll (17,5 cm)-Schallplatte mit großem Mittelloch vom Hersteller RCA Victor, die 45 rpm (engl. „rotations per minute“, zu Deutsch: Umdrehungen pro Minute) benötigte. Das Argument des Herausforderers: Fast alle Musikstücke lassen sich in Sätze von fünf Minuten Länge unterteilen – also der Spieldauer des später „Single“ genannten, kleineren Plattenformats.

Siegeszug der Vinyl-Platte
Foto: mfyeung/iStock

Nebeneinander statt gegeneinander

Da beide Formate in Konkurrenz zueinander vermarktet wurden, beherrschten die meisten Plattenspieler spätestens ab Mitte der 1950er-Jahre drei Abspielgeschwindigkeiten: 33 1/3, (verkürzt wird meist nur 33 geschrieben), 45 sowie 78 rpm für die alten Schellack-Platten, die um 1960 nach und nach aus den Läden verschwanden. Aus heutiger Sicht besonders kurios war das extrem seltene Format mit 16 2/3 rpm, das bei in Autos eingebauten Plattenspielern verwendet wurde.

Die beiden verbleibenden, konkurrierenden Formate wurden mit der Zeit zu zwei Varianten, die mittels Adapter auf so gut wie allen Plattenspielern gespielt werden konnten: der Langspielplatte und der Single.

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